Korrelation zwischen Glück und Einkommen - große Smartphone-Studie stellt alte Erkenntnisse in Frage


“Als ich jung war, dachte ich, dass Geld das Wichtigste im Leben ist; jetzt, wo ich alt bin, weiß ich, dass es das ist.” — Oscar Wilde

Daniel Kahneman und Angus Deaton untersuchten diese Frage in ihrer bekannten Studie Hohes Einkommen verbessert die Lebensbewertung, aber nicht das emotionale Wohlbefinden aus dem Jahr 2010, die sogar die Aufmerksamkeit der Mainstream-Medien erregte. Sie unterschieden Glück in zwei separate psychologische Konzepte - emotionales Wohlbefinden und Lebensbewertung. Emotionales Wohlbefinden steht für die tägliche Stimmung, die gemessen wird, indem Personen gefragt werden, ob sie am Vortag ein bestimmtes Gefühl erlebt haben (Glück, Stress, Freude, etc.); die Lebensbewertung misst wie Personen ihr Leben im Allgemeinen einschätzen, gemessen auf einer Skala von 0 bis 10. Nach der Analyse der Antworten von etwa 1.000 Teilnehmern zeigten die Ergebnisse, dass ein höheres Einkommen zwar immer mit einer höheren Lebensbewertung korreliert, das emotionale Wohlbefinden jedoch nicht weiter ansteigt sobald das Jahreseinkommen 75.000 US-Dollar (61.854 Euro) erreicht.

Drei Faktoren des emotionalen Wohlbefindens stagnieren bei $75.000 Jahreseinkommen

Abb 1 Drei Faktoren des emotionalen Wohlbefindens stagnieren bei $75.000 Jahreseinkommen

Große Smartphone-basierte Studie von 2020 bestreitet Wohlfühlplateau

Matthew Killingsworth stellt diese Behauptung in seiner treffend benannten Studie 2020 Erlebtes Wohlbefinden steigt auch bei Jahreseinkommen über $75.000 in Frage, die auf Berichten über die Wechselbeziehung zwischen Geld und Wohlbefinden von 33.391 Teilnehmern basiert. Die Ergebnisse zeigen kein Plateau des Wohlbefindens ab $75.000/Jahr, was bedeutet, dass höheres Einkommen sowohl das tägliche emotionale Wohlbefinden als auch die Lebenszufriedenheit linear ansteigen lässt. Dies wirft die Frage auf: Was hat sich von 2010 bis 2020 geändert?

Mittlere Werte des Wohlbefindens (Echtzeitgefühl) und der evaluativen Lebenszufriedenheit nach Einkommen

Abb 2 Mittlere Werte des Wohlbefindens (Echtzeitgefühl) und der evaluativen Lebenszufriedenheit nach Einkommen

Um das erlebte Wohlbefinden zu untersuchen, verwendete die Studie von 2010 eine traditionelle Umfrage. Sie verlangte von den Teilnehmern, ein geschätztes Gefühl basierend auf ihren täglichen Erinnerungen anzugeben, was anfällig für Erinnerungsfehler und kognitive Verzerrungen ist. Um das emotionale Wohlbefinden der Menschen direkt zu messen (und nicht des “erinnerten Wohlbefinden”), nutzte Killingsworth Smartphones, um spontane, Echtzeitdaten zu erheben und so die rückblickende Verzerrung zu reduzieren. Die Fragebögen wurden zu zufälligen Zeitpunkten ohne Bedenkzeit ausgelöst. Killingsworth erweiterte außerdem das binäre Antwortformat von Kahneman und Deaton zu einer kontinuierlichen Antwortskala, die feinere Unterscheidungen zwischen verschiedenen Intensitäten von Emotionen erlaubte. Das binäre Format hatte den Effekt, dass 70 % der Personen mit dem niedrigsten Einkommensniveau bereits auf dem höchsten Glücks-Niveau registriert wurden. Das von ihnen identifizierte Plateau war in Wirklichkeit eine Obergrenze - ihrer Methodik und ihrer Daten!

Wie Forscher von Smartphone-Technologien profitieren können

Wie unser vorheriger Blogartikel gezeigt hat, eröffnet Smartphone-Sensorik Verhaltensforschern neue Möglichkeiten. In diesem speziellen Fall könnte Killingsworth zum Beispiel

  1. seine Echtzeitfragen mit Standortdaten validieren, um sicherzustellen, dass die Teilnehmer nur an ihrem Wohnort befragt werden;

  2. App-Sequenzen nutzen, um abzuleiten, ob die Teilnehmer genug schlafen, und

  3. die Social-Media-Aktivität messen, um die Zufriedenheit der Teilnehmer zu messen.

Wie dieses Beispiel zeigt, helfen neue Methoden und Technologien dabei, alte Forschungsfehler zu korrigieren und neue Ergebnisse auf einer starken, unverfälschten Datengrundlage zu generieren. Wenn Sie eine Forschungsidee oder Daten haben, die Sie validieren möchten, und mehr über neue Forschungsmethoden mit Smartphones erfahren möchten, schreiben Sie uns.

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